Auf Weltempfang
GLOBALE LITERATUREN ÜBERSETZEN
Einmal im Monat spricht Sonja Hartl mit Übersetzer*innen und Literaturexpert*innen über einen ausgewählten Titel aus diesen Regionen. Gemeinsam tauchen sie ein in literarische Besonderheiten des konkreten Buchs, aber auch in den Arbeitsprozess der Übersetzer*innen: Wie entscheiden sie, wie viel Kontext vorausgesetzt werden kann? Welche Wörter stehenbleiben müssen, weil sie unübersetzbar erscheinen – und welche nicht? Welche Herausforderungen gibt es bei der Vermittlung von Literatur aus Regionen, die nur wenig auf dem Buchmarkt vertreten sind? Ein Podcast übers Übersetzen – und tolle Literatur.
Wann und warum hast du deinen Literatur-Podcast gestartet?
Bei Litprom steht übersetzte Literatur aus Lateinamerika, Asien, Afrika und der arabischen Welt seit Jahrzehnten im Mittelpunkt. Dann ist uns 2022 aufgefallen, dass es noch keinen Podcast gibt, in dem Übersetzer*innen über ihre Arbeit an einem konkreten Buch sprechen können, das aus einer dieser Regionen kommt. Also haben wir im März 2023 „Auf Weltempfang“ gestartet und seither spreche ich einmal im Monat mit Übersetzer*innen und einem Mitglied der Weltempfänger-Jury über einen Titel aus dem globalen Süden, der ins Deutsche übertragen wurde.
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Was ist das Besondere bei dir?
Wir stellen Übersetzer*innen in den Mittelpunkt – und zwar von Literaturen aus dem globalen Süden. Literaturen, die trotz aller Bemühungen um mehr Diversität weiterhin allzu häufig am Rand stehen, oft aus Sprachen, die auf dem vom Englischen dominierten Übersetzungsbuchmarkt wenig beachtet werden.
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Was ist für dich das Interessante am Podcastmachen?
Sichtbarkeit – und zwar sowohl für Literaturen aus dem globalen Süden als auch für die beeindruckenden Leistungen von Übersetzer*innen, die weit mehr machen als Worte übertragen. Sie sind Expert*innen für die Sprache, die Lebens-, Lese- und Literaturmuster ihrer Arbeitsregionen und müssen oft auch Lobbyarbeit für Weltregionen und Sprachen erbringen, die es in der Verlagslandschaft schwer haben. Außerdem habe ich schon viel über die Eigenheiten verschiedener Sprachen gelernt.
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Was siehst du dabei als Herausforderung?
Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wenn wir uns angucken, welche Bücher im Feuilleton, aber auch in Blogs oder Podcasts besprochen oder empfohlen werden, fällt uns schon auf, dass bestimmte Regionen und Gattungen ganz klar dominieren. Dem wollen wir mit unserem Podcast etwas entgegensetzen und gleichzeitig das Interesse wecken für beispielsweise einen Roman aus Suriname oder einen Lyrikband aus Korea. Diese Bücher sind ja nicht nur aufgrund ihres Entstehungslandes besonders. Aus den Regionen kommt richtig gute Literatur, die hierzulande sehr oft einfach nicht wahrgenommen wird.
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Literatur und Podcast passt gut zusammen, weil…
Es bei beiden um Worte geht. Und weil das gemeinsame Sprechen eine Art öffentliches Nachdenken über Literatur ist, das im Podcast den entsprechenden Raum bekommt und wovon es noch viel mehr geben sollte.
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Wie blickst du in die Zukunft?
Vorsichtig optimistisch. Einerseits fallen in Medien immer mehr Programmplätze für Literatur weg, müssen Verlage um ihre Existenz kämpfen. Andererseits aber entstehen immer mehr sehr engagierte Initiativen, die sich weiterhin für Literatur stark machen.
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Welche Podcasts hörst du selbst am liebsten?
Tatsächlich lese ich so viel, dass ich nicht so viel höre – und falls doch meist Sachen, die wenig mit Literatur zu tun haben: „BBC Soul Music“, „Der Rest ist Geschichte“ und „Trauer & Turnschuh“. Oft höre ich auch abgeschlossene Podcasts wie z.B. „Mother Country Radicals“ und „The Empty Grave of Comrade Bishop”.
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​​Und wo kann man dich überall hören?
Überall, wo es Podcast gibt: bei Spotify, Apple Podcast, Google Podcast, Deezer, usw.